„Achten Sie auf Ihre Kinder. Lassen Sie Ihre Kinder nicht allein!“ Diesen eindringlichen Appell hörten die Besucher am vergangenen thematischen Elternabend am Gymnasium Jessen von der Referentin Frau Schröder-Rimkus gleich mehrmals. Und im Laufe des Abends wurde den anwesenden Eltern und Lehrern auch deutlich vor Augen geführt, warum dieser Appell so notwendig ist. „Gefahren im Netz“ – so war der Themenabend überschrieben und was darunter zu verstehen ist, erklärte Frau Schröder-Rimkus, die bei der Polizei Wittenberg als Ansprechpartner von Schulen für den Bereich Prävention und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, in einem knapp zwei stündigen Vortrag so eindrücklich, dass am Ende alle Anwesenden sehr nachdenklich nach Hause gingen. Dabei begann der Abend recht locker. Das Internet, so Frau Schröder-Rimkus, sei für die heutigen Jugendlichen Informationsquelle Nummer 1- (Allgemeines Nicken war hier die erste Reaktion) aber gerade da lauere eine Gefahr, die oft unterschätzt werde. Beim „googeln“ oder beim „surfen“ im Netz würden die gefundenen Informationen oft nicht hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit beurteilt. Wie aber lassen sich „Fake News“ erkennen? Da waren auch die Erwachsenen zunächst etwas unsicher – man erkennt sie doch! Ja, wir, die Erwachsenen. Aber Kinder? Die nutzen schon längst keine Bibliothek mehr, um zu recherchieren, ziehen Quellen für Vorträge oder Hausaufgaben aus dem Netz und vertrauen dabei voll auf die Ergebnisliste der Suchmaschinen. Eine Möglichkeit, so die Polizeioberkommissarin, sei, „Bewertungsbausteine“ zu kennen und anzuwenden. Die einfachste Möglichkeit ist schlicht und einfach nach einem Autorennamen zu schauen. Wer die Wahrheit schreibt, hat kein Problem damit, auch seinen Namen dafür herzugeben. Die deutlich aufwändigere Methode dagegen, eine gefälschte Meldung als solche zu erkennen sei, eine „Rückwärts-Bildersuche“ zu machen. Dabei, so Frau Schröder-Rimkus, könnte man leicht herausfinden, ob das Bild eines Beitrages bereits in einem anderen Kontext verwendet – und dann ganz bewusst aus diesem ursprünglichen Kontext gerissen wurde, um eine „Hoax“, eine Falschmeldung zu unterstützen. Fachbegriffe wie „Hoax“ hörten die Anwesenden dieses thematischen Elternabends zuhauf – und nicht immer (ehrlicherweise selten) wussten sie damit etwas anzufangen, wie die oft verunsicherten und fragenden Blicke nach rechts und links verrieten. Doch genau deshalb wurde vom Elternrat unseres Gymnasiums dieser Abend veranstaltet – um Wissenslücken auszugleichen, die Eltern und Lehrer für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren, die dann die Kinder auch aufmerksam machen zu können. „Cyber Grooming“, „Happy Slapping“, „Sextortion“, „MOMO“, „Tiktok“ – was sich hinter diesen Begriffen versteckt, und wie man damit umgehen sollte, wurde von Frau Schröder-Rimkus erklärt und weil ein Vortrag von zwei Stunden nicht ausreicht, um diese Themen in der gebotenen Tiefe zu durchdringen, wurde den Eltern immer wieder ans Herz gelegt, auf der Internetseite www.klicksafe.de weitere Informationen zu suchen.
Ein Problem der neuen Zeit sei, dass Kinder sehr schnell und leicht in Isolation abdriften könnten. “Achten Sie auf Ausgleich“, forderte die Polizeioberkommissarin die Eltern eindringlich auf, „denn unsere Kinder verlernen ganz einfache Dinge, zum Beispiel zu kommunizieren.“. Ein Appell, der von vielen mit einem nachdenklichen Nicken quittiert wurde. Und genauso nachdenklich reagierten viele auf einen weiteren Hinweis: zwar kennen auch wir Erwachsenen Begriffe wie „Snappchat“, aber während Erwachsene so etwas kennen, würden die Kinder es nutzen. Ein himmelweiter Unterschied. Die Gefahr, so die Expertin, lauere bei solchen Apps oft einfach darin, dass über diese Programme bestimmte Zugriffsrechte eingefordert würden, das Handy so zur Spionagekamera werden könne. Eine Gefahr, ganz zweifelsohne. Welche Daten dabei in fremde Hände gelängen, könne man oft nicht nachverfolgen – und was dann damit geschieht – da wird der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Eine Möglichkeit, Datenmissbrauch zu entdecken sei, gelegentlich im Netz zu suchen, was über die eigene Familie bereits zu finden ist.
So ging der Abend viel zu schnell zu Ende – und nicht alle Gefahren, die durch die Nutzung des Internets entstehen, konnten angegangen werden. Dennoch bedanken wir uns herzlich bei Frau Schröder-Rimkus für die Bereitschaft, uns zu besuchen und einen Einblick in das zu geben, was Jugendlichen auch im Landkreis Wittenberg droht.
Für alle, die mehr Informationen suchen, seien hier verschiedene Internetadressen angegeben, auf denen sich Informationsmaterial finden lässt:
Und für all diejenigen, die Begriffe wie „Cyber Grooming“, „Happy Slapping“ und Co auch nicht richtig erklären können, sei hier eine knappe Erklärung gegeben (mehr Hinweise gibt es auf www.klicksafe.de)
Cyber Grooming = gezieltes Ansprechen von Kindern und Jugendlichen im Internet durch Erwachsene, die sich als Gleichaltrige ausgeben
Happy Slapping = Posten von mit dem Handy aufgenommenen Gewaltexzessen
MOMO= ist bzw. war ein Kettenbrief, der über Social-Networks wie WhatsApp verschickt wurde
TikTok = steht für eine Plattform, bei der das Aufnehmen, Bearbeiten und Teilen von 15-sekündigen bis 5-minütigen Videos im Vordergrund steht