Die Preisverleihung findet in der großen Aula der Schule statt, sagt das Plakat am Eingang. Das ist gut, denn die Aula dieser Schule ist der vielleicht schönste, in jedem Falle aber ein beeindruckender Raum mit großen Spitzbogenfenstern, gewaltigen Messing-Leuchtern, riesigen Gemälden anhaltischer Fürsten und ehemaliger Schulleiter und einer bis heute im Original erhalten gebliebenen Jugendstildecke. Man ist schon beim Eintreten begeistert. Nachvollziehbar, dass die Schüler als erstes feststellen: „Diese Schule ist viel schöner als unsere!“. Ein wenig erinnert der Bau des Gymnasiums Zerbst – das Francisceum – tatsächlich an Hogwarts, die berühmte Zauberschule von Harry Potter. Das Gymnasium, genauer gesagt die Klassen 8 bis 12, residieren im ehemaligen Franziskanerkloster, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Als Schule wurde der Bau dann ab dem 16. Jahrhundert genutzt – das ist schon ein Unterschied zu unserem Gymnasium: 216 Jahre gegenüber 25. Deswegen sind wir aber nicht hier – der Grund ist die Preisverleihung des Wettbewerbs „Junge Kunst in Anhalt“, ein Wettbewerb, den das Francisceum 1995 ins Leben gerufen hat, um Schülern, Azubis und Studenten zwischen 15 und 20 Jahren eine Möglichkeit zu bieten, auch im künstlerischen Bereich Lorbeeren zu ernten.
123 Arbeiten wurden dieses Jahr eingereicht, aufgeteilt in die Bereiche Grafik/Fotografie, Malerei und Plastik. Und damit sich jeder selbst ein Bild davon machen kann, welche Künstler es in Anhalt gibt, sind die Werke schon seit Wochen öffentlich ausgestellt. Zunächst einmal hängen sie im Alumnatskorridor der Schule, später dann in Form einer Wanderausstellung. Und was man hier beim Durchschreiten sieht, ist beeindruckend. Nachvollziehbar also, dass es der Jury einmal mehr schwergefallen ist, die verschiedenen Preise zu vergeben. Einzig der Publikumspreis, ein Preis für den die Schüler des Gymnasiums Zerbst abstimmen – geht einmal mehr in die eigenen Reihen. Logisch. Die anderen Preise? Bekommen Schüler des Philantropinums Dessau oder des Walter-Gropius-Gymnasiums, auch des Francisceums – oder eben das Gymnasium Jessen, das dank des Engagements von Frau Pahlow jährlich Werke einreicht, und Preise erntet.
In diesem Jahr stellen wir – und darauf sind wir sehr stolz – wieder drei Preisträger in den Bereichen Grafik und Plastik. Zum einen hat Lilli Giffey mit ihrer Specksteinskulptur „Der Leser“ den 2. Platz erreicht, Juliane Lexius mit der Kaltnadelradierung „Ausgestorbene Tiere“ den 3. Platz und Pascal Schlüter mit seinem Linolschnitt „Der König. Portrait als Spielkarte“ einen Anerkennungspreis.
Durften wir in der vergangenen Woche also voller Stolz berichten, dass wir junge Forscher am Gymnasium Jessen ausbilden, können wir jetzt mit breiter Brust ergänzen: und junge Künstler sowieso. Und das ist es, was das Gymnasium Jessen auch ausmacht: das Nebeneinander verschiedener Fachbereiche die Jahr für Jahr exzellente Leistungen hervorbringen.
Vielen Dank den Schülern, die mit viel Enthusiasmus und Hingabe an Wettbewerbsbeiträgen arbeiten und vielen Dank den Lehrern, die sie auf dem Weg bis zur Abgabe mit viel Elan und Engagement begleiten.