„Alte Aula – junge Kunst“ – mit diesen Worten begann Frau Schimmel von der Francisceumsstiftung ihre Laudatio für die Preisträger der diesjährigen Kunstausstellung anlässlich der Zerbster Kulturtage 2023. Diese Stiftung öffentlichen Rechts wurde für Zwecke des Francisceums gegründet, unterstützt dort Lernende, finanziert Preise und Ehrungen und fördert außerunterrrichtliche Projekte. Und so dürfen sich jedes Jahr seit 1995 junge Kunstschaffende aus Anhalt an der Wettbewerbsausstellung beteiligen. Seit 2011 reicht das Gymnasium Jessen zwei- und dreidimensionale Werke ein, von denen auch zahlreiche bisher prämiert wurden. In diesem Jahr konnte sich Emilly Schulze über eine Einladung zur feierlichen Preisverleihung am 24.03.2023 freuen. Da aus dem Anschreiben nicht hervorgeht, um welchen Preis es sich handelt, bleibt die Spannung erhalten, bis man im Alumnatskorridor des ehemaligen Franziskanerklosters sein Werk in der Ausstellung entdeckt und das Zusatzetikett mit der Platzierung – noch vor der feierlichen Auszeichnungsveranstaltung in der altehrwürdigen Aula – lesen kann. Doch
diesmal musste auch der verstohlene Blick in die Ausstellung warten, denn wir hatten noch einen Visitationstermin in der historischen Francisceumsbibliothek mit fachkundiger Führung durch die Bibliothekarin vereinbart. Phänomenal, welche Schätze an uralten handgeschriebenen Pergamentbüchern, Illuminationen, Blockbüchern und Inkunabeln zu entdecken sind. Aber auch Druckgrafik aus frühester Zeit ist zu bewundern und zu bestaunen. Wir brachten mehr als eine Stunde im Bibliotheksraum, dessen spitzbogigige Nischen mit passgenauen Regalen ausgestattet sind, zu und sahen doch nur einen Bruchteil der Ausstellungsstücke. Doch dann nahte der Beginn der Auszeichnungsveranstaltung, wegen welcher wir den weiten Weg nach Zerbst an diesem Freitag Nachmittag auf uns genommen hatten. In diesem Jahr gab es mit 96 etwas weniger Einreichungen als in den Vorjahren. Und auch Schulen, die sonst immer dabei waren und deren Schülerinnen und Schüler Preise gewannen, waren nicht vertreten. Das ist z.T. auch dem Fachlehrermangel geschuldet, denn die Kunstlehrenden organisieren die Einreichungen und ermöglichen die Teilnahme ihrer Schülerinnen und Schüler.
Eingestimmt wurden die Gäste wieder durch virtuose musikalische Darbietungen der Francisceumsschüler und die schon o.g. Laudatio unter den Blicken der in großformatigen Porträtmalereien dargestellten ehemaligen Schulleiter seit dem 16. Jahrhundert, die die Aula schmücken. Die Preisübergabe übernahmen Frau Schimmel und Frau Lanfer (Kunstlehrerin am Francisceum), die in einer kurzen Rede die Vielfalt und die meisterhafte Gestaltung der eingereichten Schülerarbeiten würdigte, aber auch den Ideenreichtum und die kritische Auseinandersetzung der jungen Kunstschaffenden mit ihrer Lebensumwelt.
Und nach wie vor werden Preise nur für qualitativ anspruchsvolle Werke vergeben. So ergab sich auch in diesem Jahr, dass in einigen Kategorien kein erster und / oder zweiter Preis vergeben wurde. Um so stolzer kann Emilly sein, die in der Kategorie Malerei der Altersgruppe 15-17 Jahre einen phantastischen zweiten Preis für ihre Buntstiftzeichnung „Fauna – bedroht“ erringen konnte. Die Geldpreise werden von der Francisceumsstiftung, der Sparkasse und der Stadt Zerbst ausgelobt. Wir Jessener, mit viel gutem Willen noch als Rand-Anhalter zu betrachten, sind dankbar, an diesem Wettbewerb teilnehmen und jedes Jahr auch Preise erringen zu dürfen.